Heute gebe ich mal dem physischen Geographen in mir (Gnotto würde sagen:
dem Geologen) Futter.
Im Arouca-Nationalpark gibt es extra eine
Straße der Geosites und außerdem habe ich die geographischen Koordinaten
aus dem
Internet gezogen. Klingt alles ganz gut. In der Praxis hat es
leider einige Haken.
Nach Navi war ich an mehreren Punkten exakt
eingetroffen (mit Grad, Minuten und Sekunden, also auf weinige -zig
Meter genau),
aber weit und breit nichts von einer Geosite zu entdecken.
Bei einigen anderen ging es dagegen Spitze. Von denen kann ich hier
berichten.

Das Wetter ist heute leider recht diesig. Deshalb bin ich spezielle
Aussichtspunkte gar nicht erst angelaufen.
Wie man sieht, bin ich
über der Wolkendecke. Das im Hintergrund ist nämlich kein Meer, sondern
ein Wolkenmeer.

An einigen Stellen haben die Landwirte ihre Felder terrassiert, um
bessere Anbaubedingungen zu haben und wohl vor allem
um Bodenabtrag
bei Regen zu verhindern. Es scheint aber im ganzen Tal nur Viehhaltung
zu existieren, selbst auf der Straße.

Der Frecha de Mizarela ist mit seinen 60 Metern, die der Caima hier
abstürzt, immerhin der höchste und wohl auch der schönste
Wasserfall
auf dem ganzen portugiesischen Festland.
Der Grund besteht hier in
einer Verwerfung der harten Granitschicht, die auf meiner Seite eben 60
Meter tiefer liegt als vor dem Fall.

Im Bett des Caima gibt es natürlich Strudel, die den harten Granit
mitreißen. So schleift er solche Becken in den harten Untergrund.

Wenn er dann das Bett tiefer gelegt hat, bleiben solche Badewannen
übrig.

Hier sind Spuren heftiger tektonischer Bewegungen zu sehen.
Die ehemals waagerechten Schichten wurden zusammengeschoben, wodurch
sich das Gestein derart auffalten musste.

Das nennen die Portugiesen "Pedras Parideiras", soll "Petersiliensteine"
heißen. Die Ähnlichkeit sehe ich noch nicht.

Im Granit sind größere (5 cm) Mineralienknollen gebunden. Diese
Mineralien sind weicher und werden deshalb zuerst zersetzt
und es
bleiben nur noch vom Mineralrest verdunkelte Mulden zurück. Das soll
einzigartig auf der Welt sein.
Hier hatte ich Glück und die Knollen
sind noch erhalten.

In Pias do Serlei haben die Einbuchtungen Waschbeckengröße.
Diese
Mulden haben ihren Ursprung in der Entstehung des Gesteins, der sich in
mehreren Phasen und unter einer unregelmäßigen
Deckschicht vollzogen
hat. Beulen in der darüberliegenden Schicht ließen hier keinen Granit
einfließen und erzeugten so diese Mulden.
Die Mulde selbst ist also
schon viele Millionen Jahre alt, eben so alt wie das Gestein selbst.

Neben den Steinen wuchs in großer Anzahl diese vielleicht 5 cm große
Blüte.

Wenn man sie vergrößert betrachtet, erkennt man, warum die Narcissus
heißen.

Die Oberfläche dieses Steins erinnerte die Namensgeber an Brotkruste.
Ich weiß nicht, was die in Portugal für Brot backen!
Die "Pedras
Boreas" bei Junqueiro hatten auf ihrer Oberfläche viele Risse, die durch
Regen in Zusammenarbeit mit
Moosen, Bakterien usw. aufgelöst wurden,
wodurch dieses fast regelmäßige Muster entstand.
Wodurch diese Risse
entstanden, kann ich nicht sagen.

Auf einem Aussichtspunkt musste ich plötzlich bremsen. Sie betrachtete
das Ganze erst mal ausführlich, ehe sie sich langsam
in ihre
Mauerritze zurück zog. So gelangen die Bilder im Stehen aus dem
Autofenster trotz natürlich laufendem Motor.
Es ist bekannt, dass
Männer manchmal Schwierigkeiten haben, 30 cm richtig einzuordnen, aber
diese Echse war etwa so groß.
Ich weiß, dass es in Portugal öfter
Saurierspuren gibt, aber überlebt haben sie auch hier nicht.

Endlich an der dritten entsprechenden Geosite bin ich denn auch fündig
geworden - denn hier war sehr gut ausgeschildert
und der Weg dahin
mit Holzsteg und -stufen ausgebaut worden.
Es sind Ichnofossilien.
Das sind versteinerte Fraßgänge von im Schlamm des damaligen Meeres
lebenden Trilobiten-ähnlichen Tieren.

Die haben da ganz kräftig rumgewühlt. Hinter ihnen schloss sich der Gang
mit Modder wieder und später verfestigte sich der
Schlamm und
versteinerte schließlich.

Die einzige Geosite, die ich nicht speziell gesucht habe, fand ich
trotzdem durch gute Ausschilderung an der Straße,
nämlich die
Schlucht der Paiva.
Es ging hier mehr als einen Kilometer lang hoch.
Zu sehen ist die Mittelstation und fast die Bergstation, aber nur fast.
Und ganz am Ende landete ich überraschend an einem Kassenhäuschen,
wo ich einen zweistündigen Rundweg beginnen sollte.
Das wollte ich
aber um 16 Uhr nicht mehr auf mich nehmen und drehte wieder um.

Wenigstens dieses Blümchen konnte ich so knipsen. Scheint so was
ähnliches wie eine Aloe zu sein.

Und
hier fließt also die Paiva und gräbt sich offensichtlich hinter dem Berg
eine Schlucht.
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es Zeit
wird, den nächsten Campingplatz auszugucken.
Bei Bucaco ist einer,
also noch zwei Stunden Fahrt.
Schon gestern ist mir über eine lange
Entfernung aufgefallen, dass immer wieder kleine oder auch größere
Gruppen
(insgesamt mehr als hundert Menschen) mit Warnwesten entlang
der Hauptstraße wanderten.
Es gab auf dem Weg mehrere
Erfrischungsstationen, ging also tatsächlich über etliche Kilometer.
Und heute überholte ich die gleichen Menschen wieder, die waren wohl auf
dem Weg zur nächsten Etappe.
Keine Ahnung, warum die das machten,
aber es ging immer entlang der Hauptstraße, heute auch entlang einem
Schnellstraßenabschnitt. Gesundheitsfanatiker können das nicht sein,
wohl eher was Religiöses (Jakobsweg oder so).
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