Haithabu

Wir alle haben unsere Vorurteile über die Wikinger, die ja noch vor Kolumbus Amerika erreichten. (Ist Trump ein Nachkomme der Wikinger?)
Selten werden die Wikinger so positiv wie in der Fernsehserie Wickie (Quelle vom Bild rechts)) dargestellt.
Besser treffen da die Beschreibungen von Torfrock in ihrem Song "Rollos Taufe" unsere Vorurteile:

"Rollo der Wikinger war bekannt, als Heide und als Rowdy.
Sein Wahlspruch war: "Kommst du in ein fremdes Land. Beklau Sie und verhau Sie"
In jedem Gasthaus ließ er mit Genuss seine Sauflieder ertönen.
Und er tat auch der Fleischeslust im Übermaße frönen.
Doch an einem Sonntag, er war noch bezecht, hörte er die Glocken vom Kloster drüben.
(gemeint: das St. Johannis-Kloster in Schleswig?)
Und dachte sich: " Mensch auch nicht schlecht, ich tu mal alle lieben.
Mit Krieg und Weibers ist nun Schluß und ich tu kein´ Met mehr kippen.
Ich geh zum Heiligen Bonifatius und lass mich ins Weihwasser stippen".....

In Wirklichkeit waren sie (teilweise) auch friedliche Handelsmänner. Ihre Handelsschiffe kamen aus der Nordsee über die Eider und dann die Treene bis Hollingstedt.
Jetzt mussten die Waren nur noch über einen 16 km langen Landweg transportiert werden und über Haithabu erreichte man die Schlei als Zugang zur Ostsee.
Somit konnten die Wikinger das Skagerrak und seine Risiken umgehen. 



Einen vergleichbaren Weg hat die Schiffahrt heute mit dem Nord-Ostsee-Kanal geschaffen.
Hier ein Ausschnitt davon bei Rendsburg. Die Brücke im Hintergrund dient der Eisenbahn und zusätzlich der Schwebefähre, wenn sie denn aktiv ist, weil nicht mit Schiffen kollidiert.



Damit wirbt der ehemalige Nordseehafen der Wikinger heute, wo er seine Bedeutung verloren hat.



Das ist die St. Nikolaus-Kirche von Hollingstedt. Die romanische Kirche wurde im 11. bis 13. Jahrhundert erbaut, damals mit Tuffsteinen aus der Eifel.
Daran erkennt man die Handelsbeziehungen der Wikinger.



Der Glockenturm der Kirche.



An dieser Stelle der Treene soll damals der Hafen gelegen haben.



Heute kennen wir das Ergebnis der sinnlosen Kriege, auf die ich weiter unten eingehe: Die Schlei liegt in der Bundesrepublik,
aber im Bundesland Schleswig-Holstein hat der "Südschleswigsche Wählerverband" (SSW) Sonderrechte (z.B. keine 5%-Hürde bei Kommunalwahlen)!
Außerdem sind zweisprachige Ortsschilder (aber keine Runenschrift!) zugelassen, die Ortsnamen haben ohnehin meist dänischen Ursprung.

Um sich vor Raubzügen und Eroberungsangriffen zu schützen, ließen die dänischen Könige ein Abwehrsystem errichten, das Danewerk.



Diese Übersichtskarte zeigt die heute noch erkennbaren Grenzsicherungen der damaligen Großmacht Dänemark.  Quelle



So sieht also der Hauptwall aus. Und davor der Graben.  An dieser Stelle wurde er später durch die Straße durchbrochen.



Auch im Museum Danevirke kann ein solcher Wall begangen werden.



Um Baumaterial für den Wall zu gewinnen, musste natürlich irgendwo Boden abgetragen werden. Dadurch sind bis heute moorige Tümpel entstanden.



Dieser Hügel ist erst im deutsch-dänischen Krieg 1864 errichtet worden, die Schanze 14.



Im Inneren der Schanze gibt es diese Hügel.



Sie waren Standort für solche Kanonen. Hat den Dänen aber auch nichts genützt. Den Krieg haben sie verloren, (siehe Bericht Missunde)!



Zum Gedenken wurde dieser Stein aufgestellt.



Zwischen Museum und Schanze 14 liegt dieser Abschnitt: Die Waldemarsmauer. Diese 850 Jahre alte Mauer ist eines der größten Ziegelbauwerke Nordeuropas.
König Waldemar ließ diese Mauer errichten, als Häuser noch mit Lehm und Stroh gebaut wurden. Hier ist die Mauer freigelegt worden,
ansonsten hat man ihr etwa 4 km weit die schützende Erdschicht gelassen, damit sie nicht völlig zerfällt.
Zugegeben, heute hat man zum Schutz gegen Verwitterung einige Schichten neuerer Steine eingebaut, um den Verfall aufzuhalten.



So sieht also wikingersche Maurerskunst aus! Noch hatten sie ja keine Erfahrung im Umgang mit dem Baustoff.

Haithabu, (altnordisch Heiðabýr (dänisch Hedeby) aus heiðr = Heide, und býr = Hof) war eine mittelalterliche Wikinger-Siedlung mit über 1000 Einwohnern.
Die Stadt wurde um 770 gegründet und 1066 endgültig zerstört. Haithabu war ein wichtiger Dreh- und Handelspunkt im Warenverkehr der "friedliebenden" Wikinger.
Die Stadt lag am "Nord-Ostsee-Kanal der Wikinger": Hollingstedt war für die Wikinger der Nordseehafen. "Diese fahrenden Händler wollten nicht Beute machen, sondern Geschäfte.
Die Händler der Wikinger tauschten Güter wie Honig, Wachs, Bernstein, Felle, Tierhäute und Waffen gegen Edelmetalle, Silber, Seide, Brokat, Gewürze, Helme und Rüstungen.
Ein wichtiger Handelszweig waren Sklaven, die bis in den vorderen Orient verkauft wurden. Sklaven nahmen die Wikinger oft und reichlich auf ihren zahlreichen Beutezügen gefangen." Quelle
Im 10. Jahrhundert erreichte Haithabu seine Blütezeit und war mit mindestens 1500 Einwohnern der bedeutendste Handelsplatz für den westlichen Ostseeraum.
Im Jahre 983 eroberte der dänische König Harald Blauzahn, der seit 948 die Hoheit des deutschen Kaiserreiches anerkannte, Haithabu.
Jeder digitale Technikfreak kennt den König Harald Blauzahn. Weil er geschickt Netzwerke knüpfte und dadurch seinen Einfluss vergrößerte und Dänemark zu einer
bedeutenden Großmacht aufbaute, wurde die Datenübertragungstechnik "bluetooth" nach ihm benannt. Auch das Bluetooth-Logo ist an das Wikinger-Erbe angelehnt –
es zeigt ineinander verwobene Initialen in Runenschrift: Hagall und Berkana – als Hommage an den legendären Dänen-König. Von wegen, hier rede ich nur von vergangenen Zeiten!
(Erklärung nach Wikipedia) Jetzt könnt Ihr ja deren Schriften selbst entziffern!
"Die größte Wikingerstadt des Nordens fand mit dem Ausgang der Wikingerzeit (1050 n. Chr.) ihr Ende im Feuer: Während der dänische König Sven Estridsson (König von 1047 bis 1074)
an anderer Stelle gebunden war, unternahm sein Gegner, König Harald der Harte von Norwegen (Harald III. Hardråde, König von 1047 bis 1066), einen Angriff auf Haithabu.
HHaithabu konnte sich von dieser Zerstörung nicht mehr erholen. Bereits 1066 wurde der Ort erneut geplündert und gebrandschatzt, diesmal von Westslawen,
die damals in den Gebieten östlich der Kieler Förde lebten." (Wickiepedia o.ä.).
Die Einwohner bauten Haithabu nicht wieder auf, sondern zogen sich nach der Zerstörung auf die andere Seite der Schlei zurück in eine Siedlung namens Sliaswig bzw. Sliaswich
(= Siedlung oder Bucht an der Schlei). Danach gab es noch viele Kriege zwischen "deutschen" und "dänischen" Heerführern:
Als Braunschweiger muss ich natürlich hervorheben, dass im Jahre 1157 Heinrich der Löwe in Jütland eingefallen war und Schleswig und Ribe eroberte.
Heinrich der Löwe unterstützte den dänischen Ex-König Sven III., der aus seinem Exil in Meißen zurückkehren konnte.
Bei einem Friedensbankett am 9. August 1157 in Roskilde ließ Sven III. den (Mit-)König Knut V. Magnusson ermorden. (Ja, so warn´s, die alten Wikinger).
Waldemar, zu dieser Zeit Herzog von Schleswig und ebenfalls anwesend, entkam schwer verletzt. Waldemar besiegte im selben Jahr 1157 Sven III., der auf der Flucht getötet wurde.
Heinrich der Löwe zog sich daraufhin nach "Sachsen" zurück. Mit den Ereignissen von 1157 fand der Krieg ein Ende.
Waldemar I. war nun unangefochtener König, der zur Absicherung und Demonstration seiner Macht u.a. die Waldemarsmauer errichten ließ.



Vor dem ehemaligen Gebiet der Stadt Haithabu steht heute das Museum zur Stadtgeschichte.



Hier stehen - vor der Witterung geschützt - die Runensteine, die in der Umgebung Haithabus gefunden wurden. Heute stehen an ihren Ursprungsorten nur noch Kopien.
Die älteren Runensteine Haithabus sind von einer Königin namens Asfrid für ihren Sohn Sigtrygg erstellt worden und stammen aus der Mitte oder der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts.
Hier ist es der kleine Sigtryggstein.
Er bedeutet: „Asfrid, die Tochter Odinkars, machte diese Denkmäler zum Gedenken an König Sigtrygg, ihren und Knubas Sohn. Gorm ritzte die Runen.“
Das hab ich nicht selbst übersetzt, sondern Wikipedia hat mir etwas geholfen!



Der große Sigtryggstein enthält den Text „Asfrid machte dieses Denkmal zum Gedenken an Sigtrygg, ihren und Knubas Sohn.“



Die zweite Gruppe der bei Haithabu gefundenen Runensteine ist etwas jünger. Der Skarthestein trägt den Text:
„König Sven setzte diesen Stein zum Gedenken an Skarthe, seinen Gefolgsmann, der nach Westen (England) gefahren war, aber nun fiel bei Haithabu.“



Das muss ich nicht übersetzen! Es ist ein Modell der berüchtigten Wikingerschiffe.



Die Stadt Haithabu war geschützt durch einen halbkreisförmigen Wall.



Hier weideten Skudde - rückgezüchtete Wikingerschafe.



Und hier lag die Stadt. Größtenteils war es in dieser Gegend Friedhofsfläche.



Auf dem Gelände Haithabus wurden von 2005 bis 2008 sieben aus Befunden rekonstruierte Wikingerhäuser errichtet. Am 7. Juni 2008 wurden alle 7 Häuser der Öffentlichkeit präsentiert.



Man erkennt die Bauweise: Fachwerk mit Lehm abgedichtet und Strohdach. Der Flechtzaun hielt kleine Haustiere gefangen.



Der Weg war mit Bohlen gepflastert bzw überbrückte einen kleinen Fluss, der durch die Stadt floss.



Man kann verschiedene Baustile erkennen. Entspricht nicht ganz der heutigen Bauweise.
Trotz Corona konnte man die Häuser im Einbahnstraßensystem begehen.



Nach Befunden wurden einzelne Handwerkerhäuser nachgebaut. Natürlich spielte dabei eine Feuerstelle eine wichtige Rolle.



Dieses Haus war recht groß und diente als Versammlungsgebäude. Platz ist in der Hütte jedenfalls genug!



Ein Webrahmen.



Der Stuhl (Gerät zum Sitzen!) der Wikinger.



Viel Platz für die Arbeit des Handwerkers.



Dieser (offensichtlich frei erfundene) Runenstein steht da auch rum.



Im Haddebyer Noor wartet der Einbaum des Fischers.



Für die großen Schiffe wurde dieser Steg ins Wasser gelegt.



Natürlich werden im Museum auch Handwerkstechniken life vorgeführt. Deren Produkte können auch erstanden werden.



Über die großen Häuser freut sich Familie Schwalbe



Der Steg aus der Ferne.



Vom Weg zum Parlplatz hat man einen schönen Blick auf Schleswig.


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