Ins Innerste von Hildes Heim
Okay, meine Tante Hilde ist kurz vorm
Corona-Lockdown gestorben. Aber nicht deshalb interessiert mich diese
Großstadt in der Nähe
von Braunschweig.
Quelle: Wikipedia: Hildesheim liegt überwiegend am rechten Ufer
der Innerste, einem 99,7 km langen Nebenfluss der Leine,
die
ja bekanntlich in die Aller mündet. Darüber freut sich natürlich
der Verdener in mir!
Frühere Formen des Flussnamens wie Inste
(1805) oder Inster(-Fluß) (1780 und 1742), Inderste (1567),
Indistria (1313),
Entrista (1065) und Indrista (1013)), könnten
auf die indogermanische Wurzel oid = schwellend, kräftig
zurückgehen.
Der Handelsweg Hellweg, der hier die Innerste
überbrückt, die Benennung nach einem Gründer
namens Hildwin,
aber auch andere Thesen für den Ursprung
des Namens werden lt. Wikipedia genannt.
Zitat Brockhaus Multimedia 2002: „Der Name Hildesheim (so
seit Anfang des 13. Jh.s) ist verkürzt aus Hildinisheim (12.
Jh.),
Hildeneshem (1022) und Hiltenesheim (1004) hervorgegangen. Er enthält den alten deutschen Personennamen Hildin
oder Hildini
(zu althochdeutsch hiltia, Kampf)“. Ursprünglicher Namensträger war
möglicherweise die älteste Siedlung im heutigen Stadtgebiet,
das
Alte Dorf, von der die später gegründete Stadt den Namen übernahm.
Historisch wurde Hildesheim auch beim lateinischen Namen genannt:
Hildesia.
Im Rahmen der Kreisreform 1974
in Niedersachsen
wurden die bislang kreisfreie Stadt Hildesheim und der Landkreis
Hildesheim-Marienburg
am 1. März 1974 zum Landkreis Hildesheim
vereinigt, der am 1. August 1977 um den bisherigen Landkreis Alfeld
(Leine) vergrößert wurde.
Entstanden am Hellweg! Da ist
natürlich der wichtigste Ort in einer mittelalterlichen Stadt der
Marktplatz.
Die Bedeutung des Marktes unterstreicht das Rathaus
von 1268 an diesem Platz.
Pünktlich um 12 Uhr erinnert der
kupferne Trompeter an die Uhrzeit, gefolgt vom Glockenspiel, (hier
vom Baum verdeckt).
Das kann man erleben, wenn man auf eine
Ortsgundige Person wartet.
Vor dem Rathaus steht der
Marktbrunnen von 1548. Die 8 Bildtafeln zeigen die Taten der zwölf
guten Helden.
Der mit Lanze und Schild ausgerüstete Stadtknecht
erinnert viele Menschen an den Roland in anderen Handelsstädten.
Deshalb wird der Brunnen oft als "Rolandbrunnen" bezeichnet, aber
Hildesheim hat sein Stadtrecht nicht durch solch eine
Figur
demonstriert.
An der Westseite des
Marktes stehen das Bäckeramtshaus (ca 1800) links und das
Knochenhaueramtshaus (von 1529), zwei Gildehäuser,
die die
Bedeutung ihrer Berufssparte hervorheben. Heute sitzen im
Knochenhauer-Amtshaus ein Restaurant und das Hildesheimer
Stadtmuseum.
An der Seite ist es etwas wie das "Poesiealbum Hildesheims" Auf den Windbrettern
werden Weisheiten verkünder wie:
Die Welt will
betrogen sein, Verbotene Früchte schmecken süß: Adam und Eva im
Paradies,
Wenn der Wächter nicht wacht, wacht der Dieb, Arm oder reich, der Tod
macht alles gleich.
Im Bäckeramtshaus residiert ein Café mit
leckerem Kuchen/Eis.
Die Südseite ist geprägt
von sehenswerten Gebäuden: Unschwer zuzuordnen ist das Tempelhaus
aus dem 14. Jh. Nach dem Gässchen folgt
das Wedekindhaus (von
1598), das helle Lüntzelhaus (ca. 1750) und das Rolandhaus (14.
Jh.). Leider sind die Zeitangaben nicht korrekt;
denn Hildesheim
wurde im zweiten Weltkrieg stark zerstört und der Marktplatz wurde
am Original angelehnt wiederhergestellt.
Auch die Nordseite des
Marktes fügt sich in das Bild ein. Hier stehen links (mit dem
türkisen Tor) die Stadtschänke von 1666,
das helle Rokokohaus
von 1757 und das Wollenwebergildehaus (ca. 1600).
Auf dem weiteren Weg durch
die Stadt steht der umgestülpte Zuckerhut. Die Rekonstruktion von
2009/10 zeigt,
dass die Baumeister in Hildesheim auch heute noch
die Technik des Fachwerkbaus beherrschen.
Das Gebäude ist Teil
des kleinen Röstwerkes, daher regt die Luft den Vorbeischreitenden
an.
Seit dem 9. Jahrhundert ist
im heutigen Hildesheim ein Dom überliefert. Nach der
Kriegszerstörung hat man den für früher vermuteten
frühromanischen Stil wieder hergestellt. Heute gehört der Dom zum
UNESCO-Weltkulturerbe.
Um das Kapitel Luther abzuschließen: 1542 fand die Reformation durch
den Mitstreiter Martin Luthers, Johannes Bugenhagen,
Einzug in
die Stadt. "Die ganze Regierung der Stadt Hildesheim" unterzeichnete
1580 die lutherische Konkordienformel von 1577.
Doch bestand das
Bistum Hildesheim sowohl als katholische Diözese wie als
Reichsfürstentum weiter,
nur der Dom sowie die
Klosterkirchen (St. Michael nur teilweise, siehe da!) blieben katholisch.
Das Innere des Doms ist
nach der (umstrittenen) Generalsanierung hell gestaltet.
Im
Inneren kann man den spätromanischen Bronzetaufbrunnen sehen.
Der Heziloleuchter, den
Bischof Hezilo (etwa 1054–1079) anfertigen ließ,
stellt das Bild
der schwebenden Stadt (himmlisches Jerusalem) dar.
Auch die Bernwardstür von Bischof Bernward
(993-1022) gehört zu den Domschätzen, die heute außerhalb des
Dommuseums
betrachtet werden können.
Natürlich muss ich auch in
den Kreuzgang sehen!
Den kennt wohl jeder! Der
1000-jährige Rosenstock am Dom in Hildesheim.
Dieses Jahr stand
er anscheinend in voller Blüte, er ist jedenfalls voll von
Hagebutten.
Schon der Marktplatz bot
einen Vorgeschmack darauf:
Wikivoyage lehnt
sich weit aus dem Fenster mit dieser Einschätzung: "Die historische
Altstadt von Hildesheim bestand aus über
1900 Fachwerkbauten und
wurde bis zum Zweiten Weltkrieg oft "Nürnberg des Nordens"
genannt.
Unter Stadthistorikern und Kunsthistorikern galt jedoch
viel mehr Nürnberg als das "Hildesheim des Südens".
Das
will ich mit ein paar Bildern aus dem weitgehend vom Krieg
verschonten Fachwerkviertel belegen.
so wie hier muss es in ganz
Hildesheim ausgesehen haben.
Natürlich haben die
betuchteren Personen mehr Wert auf Repräsentation durch ihr Haus
gelegt.
Dabei kann Fachwerk auch
ohne Schnörkel brillieren!
Die frühere Domprobstei von
1534 ist leider abgebrannt und 1663 neu errichtet worden.
Sie
galt lange Zeit als eines der schönster Fachwerkhäuser Hildesheims.
Seit 1804 ist sie im Besitz der Freimaurer.
Vom erhalten gebliebenen
Teil des Hildesheimer Stadtwalls kann man gut die St. Godehardkirche
betrachten.
Wenn
man aufmerksam vom Wall aus auf die Stadt blickt, sieht man auch die
Gedenkstätte der Synagoge,
die in der "Reichskristallnacht"
zerstört wurde. In die Reste der alten Grundmauer wurde dieser
Gedenkstein gesetzt.
Kommen wir wieder zu einem
angenehmeren Aspekt:
Das zweite Bauwerk
Hildesheims, das heute UNESCO-Weltkulturerbe ist, ist die
Michaeliskirche.
Sie wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts
fertiggestellt.
Haste mal n Euro? Besser gleich 2! Im Rahmen der
Gedenkmünzen-Serie von 2006 bis 2021 vertritt sie das Bundesland
Niedersachsen!
So sieht die heute
evangelische Kirche im Inneren aus.
Die Decke enthält seit
dem 13. Jahrhundert eine Bemalung, die den Stammbaum Christi
darstellt.
So, jetzt langsam den Kopf wieder runter nehmen und
entspannen!
Die Krypta ist immer noch
katholisch geweiht, man sieht also, beide Konfessionen können auch
kooperieren!
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