Heute wird's tierisch
Nicht mal mehr auf Petrus ist Verlass: Ich musste ohne
Trommeln einschlafen.
Dafür war am Morgen der Himmel dicht und es
nieselte.
Deshalb also den Friesennerz über und vom Campingplatz aus zum
Hang auf dem anderen Ufer der Ötztaler Ache.
Nach ner halben Stunde habe ich das Kirchlein erreicht, die Längenfelder
Pestkapelle. Vor 1661 wütete hier die Pest.
Da die Verstorbenen nicht auf
der gleichen Seite wie der Wohnbereich begraben werden durften, wurde 1661
extra eine kleine
Kirche errichtet, damit man nach der Epidemie die
Opfer beklagen konnte.
Für Stilexperten: Der Hauptaltar enthält
ein Gemisch aus Gotik und Renaissance, der Nebenaltar ist reines Rokoko.
Nun geht es weiter nach Längenfeld-Gries.
Hier steht die Wallfahrtskirche Maria Hilf.
Ihre Entstehungsgeschichte wird auf einem
Schild so erklärt:
Vor langer Zeit kam mal ein Fremder nach Gries und
forderte die Bewohner einfach mal auf, eine Wallfahrtskirche zu bauen.
Tiroler sind folgsam und so gibt es sie jetzt. Klingt nachvollziehbar, oder?
Schon gestern habe ich in der Touri-Info in
Längenfeld nachgefragt und die Dame hat extra in der Filiale Gries
angerufen.
Daher weiß ich, dass die im Internet auf einer Touri-Broschüre
Moränentürme genannten Dinger Erdpyramiden sind.
Heute beschrieb sie mir
also den Weg dahin, wo man sie sehen kann, denn ran kommt man nicht!
An
dem Weg blüht der gelbe Fingerhut. den ich hier also wörtlich digitalis-iere.
Und so sehen Erdpyramiden aus.
Auf
verfestigtem Moränenmaterial liegen manchmal größere Steine, die eine
Erosion durch Regen verhindern.
Der ungeschützte Teil geht ab und es
entstehen diese Moränentürme.
Solange meine Söhne nicht protestieren, bitte den jetzt
folgenden Absatz überspringen!
Nicht mogeln!
Die Beschreibung
brachte mich nicht ans Ziel und eine Beschilderung? Fehlanzeige.
Deshalb habe ich dieses Foto aus Terenten aus den Dolomiten hierhin
gemogelt!
So, jetzt darf wieder weiter gelesen werden!
Das
Wetter hat sich gebessert, seit Gries benötigte ich den Friesennerz
nicht mehr.
Es ist 11 Uhr, was nun? Vielleicht schaffe
ich ja Umhausen noch!
Man kann extra auf dem gegenüberliegenden
Bergzug einen Aussichtsparkplatz ansteuern
und da sieht man den
Stuibenfall in seiner ganzen Pracht.
Über 159 Meter stürzt der
Horlachbach hier runter und ist damit der größte Wasserfall Tirols.
Zu diesem Fall wurde er gezwungen, weil ein Bergsturz sein altes Bett
versperrte.
Weil unten viel feines Wasser in die Luft "stäubt",
hat er danach seinen Namen erhalten.
Die Wassertropfen sind ionisiert
aufgrund ihrer chemischen Konstitution. Und das ist gesund!
(siehe hier)
2007 war ich natürlich auch hier, aber
diese Hängebrücke gab es damals noch nicht.
Mittlerweile habe ich mich von unten
rangearbeitet (ca. 50 Minuten Aufstieg).
Hier sieht man das "Stuiben"
deutlicher und auch die Hängebrücke. Ich musste damals noch den Hang
dahinter lang.
Und das ist er von der Aussichtskanzel
gegenüber. Wie 2007 hoch, das brauchte ich jetzt nicht mehr.
Das hier
ist schon die beste Sicht!
Der Grund für das "Stuiben" im
Sonnenschein.
Kletteraffen können auch diesen Weg nach
oben wählen.
Zwischen Parkplatz und Stuibenfall liegen noch zwei
weitere Attraktionen.
Zunächst gehe ich in das Ötzidorf. Endlich
kommt meine Ötztal-Card wieder zum Einsatz!
Einige Rückzüchtungen auf die
Steinzeittiere hat man hier versucht. Das sind Auerochsen.
Das Mangalitza-Schwein macht seinem Namen
alle Ehre!
Auch Przewalski-Pferde dürfen nicht fehlen.
Und kein Foto habe ich von der Ur-Forelle machen können, das Wasser
ist zu trüb.
So dürften die Jagdlager ausgesehen haben.
Diese Szene ist nachgestellt. Sie zeigt,
wie der gemeuchelte Ötzi gestorben ist. Von hinten erschossen, wie
gemein!
Und so etwa hat das deutsche Paar bei
seiner Wanderung den Kriminalfall ans Tageslicht gebracht.
Die ihm
vom Gletscher ausgezogenen Kleider hat man später in der Nähe
wiedergefunden.
Hoffentlich verrät den Parkbetreibern niemand,
dass Ötzi gar nicht im Ötztal, sondern im Schnalztal gefunden wurde.
Ich finde, "Schnalzi" hätte verwegener geklungen!
Immerhin hat man
das "Fundobjekt" mittlerweile an das zuständige Italien übergeben.
Und mit einem Kombiticket für 13,50 € (oder umsonst mit der
Ötztal-Card) kann man auch in den angeschlossenen
Greifvogelpark zu
deren Vorführungszeiten rein.
Fast alle Vögel erhalten nämlich zu
festgelegten Zeiten Freigang.
Weil sie so ihr Futter immer gesichert
haben, kommen sie fast immer zu ihren Wärtern zurück, kann aber auch mal
Wochen dauern.
Einen Vogel mussten sie schon mal aus Amsterdam
zurückholen. Wollte der Kiffen?
Ein Kolkrabe
und der Gänsegeier sind keine direkten
Greifvögel.
Der angekündigte Riesenvogel entpuppte sich
als Turmfalke, nicht der kleinste Greifvogel überhaupt.
Der Sakerfalke nutzte die Vorführung für
einen Spaziergang im Grünen.
Das Büschel rechts vor ihm ist seine
Jagdattrappe, die er erlegt hat.
Ein Rotmilan auf dem Dach seines Käfigs.
Das machte ihm der Bussard nach.
Der Wüstenbussard nutzte lieber die
Baumstämme. So etwas gibt es ja in seiner Heimat kaum.
Das österreichische Wappentier ist der
Steinadler.
In Trump-Land ist es dafür der
Weißkopf-Seeadler. Unseren Fischadler haben sie nicht.
Dieser Herr war zuständig, fertige Vögel
wieder wegzusperren und die nächsten Tiere zu holen.
Und diese Dame gab auf österreichisch die
Kommentare zu den Tieren ab.
Beide Wärter waren ständig in Bewegung
und lockten mit Futtergaben die Vorführ-Vögel immer von einem zur
anderen.
Und dazwischen flogen die Viecher mit bis zu 400 km/h dicht
über den Köpfen der Zuschauer rum.
Deshalb gab es vor der Vorführung
erst ml eine längere Anleitung, wie man sich verhalten soll.
Es wäre
für beide unangenehm bis tödlich, wenn ein plötzlich aufstehender Gast
mit einem Vogel kollidiert.
Und nicht nach den Tieren greifen, die
Krallen sind scharf. Daher die dicken Lederhandschuhe.
Mein Campingplatz liegt übrigens 500 m vom Parkplatz zum
Stuibenfall entfernt.
Übersicht Vorheriger Tag
Nächster Tag