Der Rückweg beginnt
Ist ja logisch, vom nördlichste Punkt geht es nur noch
zurück.
Mein Frühstück nahm ich lieber im Wagen ein, draußen war es zu
feucht.
Mein erstes Ziel lag im Ort Spycker, also habe
ich die Schaabe bereits hinter mich gebracht und bin wieder auf Jasmund.
Hier steht das Schloss Spyker, heute ein Hotel. Warum es sich ohne "c"
schreibt, weiß ich nicht.
Vielleicht hat sich eine große Partei ja dieses
C genommen.
Oder zur Bauzeit 1570 bis 1595 schrieb sich der Ort anders?
Etwas weiter in Bobbin steht diese kleine
Kirche.
Die Bobbiner sind anscheinend als einzige Rügener auf die Idee
gekommen,
die auf der Insel so zahlreichen Findlinge in den Kirchenbau
einzubeziehen.
Bei Lietzow fahre ich mal über eine Nehrung,
wie klein Hänschen sie sich vorstellte: aus beiden Seiten ist Wasser zu
sehen.
Aber in der Realität sind die Nehrungen so breit und mit Kiefern
zugewachsen,
dass ich keinen einzigen Blick auf Wasser erhaschen konnte.
In Ralswiek muss ich an diesem Torhaus von 1892
vorbei.
Denn dahinter steht das Schloss Ralswiek, heute
ein Hotel.
Außerdem bietet Ralswiek eine Freilichtbühne,
auf der die Störtebeker-Festspiele vorgeführt werden.
Ich kenne das Stück
nicht, aber die Kulissen sind fest eingebaut. Daraus folgere ich den Ablauf:
Hier leben die Reichen Leute, lauter unfreundliche Menschen.
Dann kommt Klus Störtebeker mit seiner
versteckten Kogge und raubt die Reichen aus.
Von seiner Beute gibt er den armen Menschen auf
dieser Seite der Kulisse ab und alle freuen sich.
Einen weiteren Teil
seiner Beute bringt er nach Verden, damit die dort auch heute noch einmal im
Jahr die Armen speisen können.
Ich fürchte aber, dieser Teil wird bei der
Aufführung unterschlagen.
Hinterher kann man dann noch auf das Wohl des
Piraten einen Becher stürzen.
Gleich daneben steht als Museumsstück der 1. Hochseefischkutter
der DDR.
Ostalgie? Bei dieser Kiste vorne an Bord wohl
eher nicht!
Was die Stasi da an Bord aufbewahrte, weiß ich nicht.
Auf dem Weg Richtung Hiddensee liegt Pansevitz.
Hier steht das Schloss Pansevitz, heute ein Hotel. Ach nee, hier sieht es
anders aus.
Schloss Pansevitz war nach dem 2. Weltkrieg von Flüchtlingen
bewohnt, die es auch restaurierten.
Aber Feudalbauten waren in
der DDR ideologisch verpönt.
Nach dem Motto "Ruinen schaffen ohne Waffen"
gab die Partei das Schloss frei zur Gewinnung von Baumateralien.
was
kräftig genutzt wurde.
Dieser Rest blieb übrig und wurde nach der Wende
nur noch baulich gesichert.
Immerhin kann man jetzt den Turm auf einer
Wendeltreppe ersteigen.
Wird aber anscheinend kaum nachgefragt, auf der
vierten Stufe steht ein Vogelnest.
In Schaprode wurde 1368 der Knappe Reinward von
Platen erschlagen, von wem und warum steht nicht in der Inschrift.
Die
ist heute ohnehin nicht mal mehr als Schrift erkennbar.
Um an diese
Freveltat zu erinnern, hat man diesen Stein, die Mordwange, erstellt und
hier aufgestellt.
Gedenkminute!
Ist die Gedenkminute schon rum?
In der
Zwischenzeit bin ich in Wiek angekommen, wo die Fähre nach Hiddensee
startet.
Aber außer Landschaft gibt es da sonst nix, also verzichte ich
auf die Fahrt und mache nur ein Foto von der Insel.
Und beim Kartenstudium stelle ich
fest, dass ich nur die Halbinsel Bug erwischt habe, Hiddensee liegt
dahinter.
Das macht doch nichts, das merkt doch keiner!
Letzter Aufenthalt auf Rügen. Vom Nordkap nach
Bergen geht es auch hier.
Bergen ist Verwaltungszentrum und liegt auch
mitten auf der Insel.
Auf dem Markt steht das Rathaus.
Und etwas daneben die Marienkirche. Mit dem
Baudatum 1180 ist sie die älteste Kirche Rügens überhaupt.
Wer Lust hat,
kann ja mal die silbernen Minutenpunkte auf der Uhr nachzählen.
1963
wurde das Zimmerblatt durch einen Sturm beschädigt.
Beim Ausbessern hat
man ein Loch zu viel gebohrt, was lange Zeit keiner so recht merkte...
Innendrin ist sie farblich ausgestaltet, wie
man hier am Altarraum sehen kann.
Auch die Orgelseite sieht ganz ansprechend aus.
Recht schmuck finde ich auch das Chorgestühl.
Die Gründung der Kirche geht auf Fürst Jaromar
zurück, deshalb ließ er sich hier in der Außenwand verewigen.
Dieses Haus gilt als das älteste Wohnhaus
Rügens.
Laut Inschrift wurde es "erbaut nach dem Stadtbrande MDXXXVIII"
(1538), aber die erste Erwähnung ist erst von 1630 überliefert.
Heute
residiert darin die Tourist-Info, und die hat Sonntags geschlossen, wie
sinnvoll.
Die Post hat früher wirklich hübsche Häuser
gebaut!
Gleich oberhalb der Stadt steht seit 1877 der
Ernst-Moritz-Arndt-Turm direkt auf dem Rugard,
dem ehemaligen slawischen
Wall der Stadt.
Die 27 Meter Höhe sind durch 99 Stufen leicht zu
überbrücken. Bei gutem Wetter hat man von hier einen schönen Ausblick.
Ahnen
konnte ich Kap Arkona, die Granitz und Stralsund, aber sehr diesig.
Dafür sehe ich hier deutlich den kleinen Jasmunder Bodden.
Durch die Nehrungsbildung
wurden hier mehrere Inseln (z.B. Jasmund, Wittow) mit Zentralrügen zu einer
großen Insel zusammengefügt.
Und dazwischen blieben die ehemaligen
Ostseearme als Bodden erhalten. Das Wasser ist also Süßwasser mitten in Rügen.
Damit
verlasse ich Rügen. Ja, heute durfte ich über die neue Brücke fahren.
Und
jetzt stehe ich auf dem Campingplatz Markgrafenheide vor Rostock. Rügen ist
weit weg....