rohseite Geologie des Zentralmassivs
Europa - ein Spielball großer Kontinente

Das nachfolgend beschriebene, nicht politisch zu interpretierende Geschehen, hat im französischen Zentralmassiv deutliche Spuren
hinterlassen. Deshalb ordne ich die Vorgänge zur Erläuterung vorweg ein.
Im weiteren Verlauf meiner Reise werde ich auf einige Punkte davon zurückgreifen müssen.
Also: gut durchlesen! Nächste Woche schreiben wir eine Klasssenarbeit darüber!
Die meisten Menschen haben schon etwas von der Theorie der Plattentektonik gehört, die Alfred Wegener (Bild rechts 1910; Wikipedia)
1911 veröffentlicht hat. Mein Wissen dazu habe ich in meinem früheren Leben öfter meinen Schülern vermittelt:
Früher war die Erdoberfläche in einem riesigen Klumpen namens "Pangaea" zusammengeballt
und schwamm auf dem flüssigen Erdinneren, getrieben von Strömungen im Erdmantel.
Der Rest war wohl ein riesiges Meer, dessen Spuren wieder untergegangen sind.
Die nachfolgende Rekonstruktion gelang durch einen Vergleich der Gesteine auf den heutigen Erdplatten.
Dann veränderten sich - warum auch immer (hier ist der Mensch mal nicht Schuld!) - die Strömungen im Erdinneren.
Die Kräfte waren so unvorstellbar, dass die Riesenplatten zerrissen, es entstanden im Groben die heutigen Kontinente. 
Die einzelnen Bruchstücke wanderten in verschiedene Richtungen davon.

      

Aber: betrachtet mal Europa, das vor 100 Mio Jahren nur ein kleiner Pickel an Asien war. Das kann also noch nicht alles sein!

  Quelle:

Diese Karte zeigt die Situation zwischen den großen Erdteilen. (Die Ziffern stehen für geomagnetische Messdaten)
Man sieht hier viele kleine Bruchstücke, die zwischen den großen Platten zerrieben werden.
Dabei wurden diese Platten zusammengedrückt und auf ihnen entstanden Gebirge.
Die davon verbliebenen Nachfolgeplatten wurden durcheinander gewürfelt und verschmolzen mit den Riesenkontinenten Laurasia 
(zerbrochen in Nordamerika und Asien) und Gondwana (Südamerika, Afrika, und den heute noch zusammenhängenden Kontinenten
Indien und Australien).
Die Restschollen sind schon früher als zusammenhängend erkannt worden und unter dem Namen "Varisz(k)isches Gebirge",
(nach dem Lande der Varisker, dem Vogtland zwischen Bayern, Thüringen und Sachsen (hier Saxo-Thuringia beschriftet)),
manchmal auch hercynisches Gebirge benannt (nach dem Harz, der damals ungefähr die Ausmaße der heutigen Alpen erreichte).
Das franzöische Zentralmassiv entstand auf den hier "Armorica" benannten Platten und grenzt heute an die "Avalonia" benannte
Platte Englands (die sich brexitmäßig vom restlichen Europa abgesetzt hat).
In der Zwischenzeit haben die Geologen nachvollzogen, wo die einzelnen Überreste der Variszen geblieben sind:



So verortet Wikipedia die Reste der variszischen Platten heute auf der Erde (helle Schraffur).

  Quelle:

Wie sich die "vereinigten Platten Europas" aus diesen Restschollen zusammenpuzzeln, zeigt diese Karte.
Das französische Zentralmassiv liegt jetzt auf der ehemaligen "Armorica"-Platte.
Afrika wandert seitdem in Richtung Europa und kollidiert mit Europas vorgelagerten Landbrücken (Griechenland, Italien, Spanien).
Dadurch wird Europa zusammengequetscht und die Alpen sowie die Pyrenäen werden hochgedrückt ("aufgefaltet").
Dazwischen zerreißt das Land und weite Gebiete senken sich ab (Oberrhein, Limagne).
Unter dem französischen Zentralmassiv liegt heute ein vulkanischer Hotspot (vergleichbar: die phlegräischen Felder beim
Vesuv
siehe hier und die Eifel siehe hier), also heiße Magma, die durch Strömungen auf die Restscholle drückt,
wodurch Teile des Umlandes aufrissen und in das Erdinnere absanken (verstärkt durch den Druck von Afrika).
Diese Stellen im Zentralmassiv zeigen die schwarzen Linien in der Karte unten.
Das betrifft z.B. auch die vor 35 Mio. Jahren entstandene Limagne-Verwerfung. Diese verläuft parallel zur gleichnamigen Tiefebene
und trennt diese von der Chaîne des Puys (Kette der Vulkankegel). Parallel zur Kette der Puys lässt sich die Limagne-Verwerfung
erkennen, (Karte unten: schwarze Linie westlich von Clermont-Ferrand) fast 30 km lang von Clermont-Ferrand nach Sayat (bei Volvic).
Ein Waldrand in 700 Metern Höhe markiert die Trennung zwischen der Vulkankette und der Ebene von Limagne.
Die Limagne-Verwerfung hat den alten kontinentalen Untergrund zerbrochen. Ein ganzer Teil des Kontinents brach dann über fast 3 km
Tiefe ein. Entlang der Verwerfung fließt heute der Allier durch das Zentralmassiv und schüttet sein Bett auf, bis er in den Loire
(das ist der Fluss mit den berühmten Schlössern) mündet, und der so entstandene Graben wurde mit Sedimenten aufgefüllt.
(In Frankreich scheinen alle Flüsse männlich zu sein. Lediglich die Einwohner von Paris lieben alle nur die Seine)
Hätte der Allier nicht genügend Schotter aus den umliegenden Bergen herangeführt, wäre hier heute ein riesiger See.
Dieser eingebrochene Teil ist die Ebene der Limagne, in der sich Clermont-Ferrand befindet.
Wenn die Verwerfung nicht aufgehört hätte, wäre Europa völlig zerrissen und in zwei Hälften zerschnitten.
Heute wäre ein Ozean da, wo nun die Ebene der Limagne liegt. 
Spanien und Portugal würden nicht um die Europameisterschaft mitspielen!
Die maximale Tiefe der Limagne-Verwerfung wird in Riom erreicht: unter den Sedimenten ist eine Absenkung von 3.000 Metern
nachgewiesen.
Parallel dazu riss die Armorika-Platte auf und Magma stieg hoch. Vulkane entstanden.

   Quelle

Das ist die Karte "meines" Gebietes. (Die braunen Kreise sind Vulkankegel, das hellblaue ist Lava.)
Man erkennt die Kette der Puys: Und die Grenze durch die Limagne-Verwerfung.
Vulkangestein bedeutet, es kommen mineralreiche Quellen vor, was Firmen (z.B. auch: in Gerolstein) in Volvic (Danone)  ausnutzen.
Heilwasserquellen sind auch Grundlage industrieller Ausnutzung (Vichy Kosmetiks). Man beachte deren Werbelogo, den Puy de Pariou!
Insgesamt lassen sich heute folgende große Vulkanbereiche unterscheiden:
(Nummern entsprechen der Karte unten, nur die fettgedruckten werde ich aufsuchen)
1. In der Chaîne des Puys: (auch benannt als Monts Dômes) liegen etwa 80 Vulkane in einer 32 Kilometer langen und 4 Kilometer
    breiten Reihe (Chain) parallel zur Limagne-Verwerfung. Der bekannteste und höchste Vulkan dieser Kette ist der Puy de Dome (1465 m).
    Clermont-Ferrand wurde in einem ehemaligen Maar dieser Kette angelegt. 
    Ihre Entstehungsgeschichte liegt so zwischen 95 000 bis 8 500 Jahre zurück.
2. Monts Dore: Der wichtigste Vulkan hier und gleichzeitig der höchste Berg des Zentralmassivs ist der Puy de Sancy (1.886 m).
    Entstanden sind die Monts Dore vor etwa 20 Mio. bis vor 220 000 Jahren.
3. Cezallier: Der Schichtvulkan Signal du Luguet (1.551 m) des Cézallier-Massivs entstand vor acht Millionen Jahren und war vor drei
    Millionen Jahren fertig.
4. Cantal: Er erstreckt sich über 2.700 Km² (Ätna ca. 1.570 Km²) und existiert seit rund 8 Mio Jahren.
    Er gilt heute als größter Vulkan Europas.
5. Aubrac: Eventuell hängt er mit dem Cantal als Süd-Ost-Achse zusammen.
6. Deves: Er wird als Ost-Achse des Cantal angesehen
7. Velay: Das Velay ist das östlichste große Vulkan-Gebiet Frankreichs. Es ist von etwa 900 Km² Vulkanmaterial bedeckt.
    Auffälligstes Kennzeichen dieser Region sind die vielen hervorstechenden schroffen, scharfkantigen Erosionsklippen aus
    in Gesteinsspalten eingedrungener Magma (Dikes), sowie die zahlreichen Maare.
    Der Vulkanismus begann etwa vor 14 Mio. Jahren und endete vor 11 000 Jahren.
8. Coiron: Der höchste Punkt ist die 1.017 Meter hohe Crête de Blandine.
    Sceautres liegt imposant am Fuß des größten Vulkanschlots Europas (dem Neck de Sceautres).


   Quelle:

So stellt sich also heute die geologische Situation im Zentralmassiv (braun) und seinem Umland dar.
Im Trias senkte sich das Umland ab und wurde vom Meer bedeckt. Am Grund lagerten sich verschiedene Schichten von Kalk aus
abgestorbenen Muscheln u. ä. ab.
Im Jura wurde das Gebiet von einem warmen, flachen Meer überflutet, was die Entstehung mächtiger Korallenbänke begünstigte
(vgl. die Dolomiten). Kalkgebirge - das verspricht zahlreiche Höhlen am Rande des Zentralmasssivs.
Zwei davon hab ich ja schon genossen.
siehe hier (unten): Dargilan und Aven Armand (weitere folgen...)
In der Kreidezeit hob sich das Gebiet wieder und Flüsse wie der Verdon und der Ardèche fraßen sich in das weiche Kalkgestein rein.
(Auch darauf komme ich später zurück.) Die eiszeitlichen Gletscher überformten die Landschaft weiter.
In dieser Zeit kam der Mensch hier an und zog sich in Höhlen zurück, wo einige ihre künstlerischen Qualitäten auslebten.

    Quelle

Zusammengefasst stellt sich die Lage so dar. (Vulkanisch heißt: Lava oder Tiefengestein wie Granit o.ä.)
Die Farbstufen weisen nur auf unterschiedliche Entstehung in den Erdzeitepochen hin.

Die UNESCO hat 2018 die Chaîne des Puys und das Tektonikareal der Limagne-Verwerfung in ihre Welterbe-Liste
als Beispiel für Kontinentaldrift und geologische Prozesse auf kleinem Raum aufgenommen.

Die vulkanische Aktivität fand etwa seit der Zeit vor 24 Mio (im Süden) bis zuletzt vor 8.500 Jahren (im Norden) statt.
Sie endete also ungefähr zur gleichen Zeit wie in der Eifel, dauerte aber nur etwa 20 Mio Jährchen (Eifel etwa 40 Mio.).

Nach geologischer Betrachtung muss man zwar anerkennen, dass heute so gut wie keine vulkanische Aktivität mehr zu beobachten ist,

Es kann theoretisch jederzeit wieder losgehen...
 (Hoffentlich bin ich bis dahin wieder zurück!)

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