Navi-Irrtum zu meinen Gunsten

Ja ja, so ist das. da gebe ich Saalfeld in mein Navi ein und lande in einer historisch bedeutenden Stadt, weil ich Saalfeld bei Mühlhausen/Thüringen
akzeptiere. Und dann stelle ich verwundert fest, dass Mühlhausen einen Stadtteil Saalfeld hat, den ich aber nicht meinte. Das merke ich aber erst,
nachdem ich mir Mühlhausen etwas angesehen habe und mein Interesse geweckt ist. Okay passiert!

Schon in der jungen Steinzeit bildeten die geologischen Bedingungen an der fruchtbaren Unstrutniederung ein gut besiedelbares Areal,
was archäologische Funde bestätigen. Sie zeigen auch, dass der Ort zur Zeit des Thüringer Königreichs zwischen 400 und 531 kulturell und politisch
bedeutsam gewesen sein kann. Insbesondere wird mit den Funden eine sagenhafte Erzählung verknüpft, nach der Attila der Hunnenkönig auf dem
Zug von Ungarn nach Frankreich im Jahre 451 auf der Burg Mulhus wohnte und zu Ehren des Ritters Georg eine Kirche erbauen ließ.
Im 11. Jahrhundert begann die Entstehung der Altstadt (Marktsiedlung), im 12. Jahrhundert folgte die der Neustadt um die Marienkirche unter
Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Im Jahr 1135 söhnte sich Kaiser Lothar III. in der erstmals so bezeichneten „villa regia“ Mühlhausen endgültig
mit Konrad von Staufen aus. Mit dem Jahr 1135 war Mühlhausen der erste Ort Thüringens, der die Stadtrechte erhielt.
Heinrich der Löwe (der schon wieder!) eroberte Mühlhausen, das sich zu einem bedeutenden Zentrum der Reichsgewalt entwickelt hatte,
im Jahre 1180."
"Im Mittelalter waren die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen nach Erfurt die zweitmächtigsten Städte im Thüringer Raum.
Der Thüringer Dreistädtebund war ein Bündnis zwischen den Städten Nordhausen, Mühlhausen und Erfurt, "die damals zwar formal
zum Erzbistum Mainz gehörten, aber bedingt durch ihren wirtschaftlichen Reichtum und Einfluss ähnliche Privilegien wie eine freie Reichsstadt
genossen. Der Bund wurde 1304/06 gegründet, 1309 erneuert und bestand bis 1481. Ziel der Bundespartner war die Wahrung ihrer Eigenständigkeit
gegenüber den wettinischen Landen (Sachsen), aber auch gegenüber dem Erzbischof von Mainz. Auch wirtschaftliche Interessen wurden gemeinsam
vertreten. Alle drei Städte waren zugleich Mitglieder der Hanse."
Mühlhausen ist zehntgrößte Stadt in Thüringen. Die Stadt im Nordwesten des Bundeslandes liegt an der Unstrut, einem Nebenfluss der Saale.
Die Mühlhäuser Kirmes, die jährlich mit 27 Kirmesgemeinden für eine Woche begangen wird, fand 1877 zum ersten Mal statt und ist die größte
Stadtkirmes Deutschlands.

Wenn denn Attila mit einer Kirche begann, dann tue ich das auch:
Die Divi-Blasii-Kirche: (Das "divi" steht für Gott, heilig)



Der Deutsche Orden begann um 1276 mit dem Bau der Kirche.
Die Rosette ist zwar nur halb so groß wie die von Notre Dame, aber wenigstens unverbrannt.

                                                                         .

Auf der Westseite stehen zwei achteckige Steintürme, die von einem Vorgängerbau stammen.    

                              

Der Chor der Kirche                                                     Die Fenster im Chor stammen aus der Zeit von 1310 bis 1330.



Der Hochaltar zeigt das Marienleben und Heiligendarstellungen.
Bei der Planung der Orgel wirkte Albert Schweitzer mit.
"Als Grundlage diente dabei eine von Johann Sebastian Bach speziell für diese Kirche entworfene Disposition."



Die zweitgrößte Kirche Thüringens ist die Marienkirche. Sie wurde seit 1317 erbaut und im 15. Jahrhundert fertiggestellt.
Im Inneren befindet sich eine Thomas Müntzer Gedenkstätte. Dazu später mehr!



Das Südportal mit einer Marienfigur in der Mitte.
In dieser Kirche soll das Lied "es ist ein Ros entsprungen" entstanden sein.



Vor dem Frauentor steht die Petrikirche. 1356 wurde sie in Dienst gestellt, als Nachfolgekirche einer Kapelle.



Besonders auffällig ist ihr Dach!



Die Allerheiligenkirche befindet sich am unteren Steinweg und dient heute als Museum.



"Mühlhausen verfügt über eine nahezu vollständig erhaltene Verteidigungsanlage. Zugleich handelt es sich außerdem um eine der ältesten
nichtrömischen Stadtmauern im deutschsprachigen Raum, da einige ihrer Bauteile bis in das frühe 13. Jahrhundert zurückgehen.
Diese innere Befestigung umringt ein Areal von 49 Hektar, welches nach der Erfurter Altstadt das zweitgrößte Flächendenkmal in Thüringen darstellt.
Von den einst vier Stadttoren hat sich das innere Frauentor aus dem Jahr 1655 bis heute bewahrt. Die auf 2,2 km erhaltene Stadtmauer verdeutlicht
die Wehrhaftigkeit und Bedeutung der einstigen Freien Reichsstadt.
Zwischen Frauentor und Rabenturm befand sich ein 17 m langes und 9 m hohes Teilstück der Stadtmauer, das sich alljährlich um 1 cm nach
außen neigte. Dieses wurde im Jahre 2018 durch Abbau und Wiederaufmauerung erneuert."



Das ist das Frauentor mit der Müntzer-Statue.

   

So sieht das Frauentor von innen aus.                 Der Wehrgang ist auch heute noch besetzt. :-)

  

So eng ist der tatsächliche Wehrgang. In einem Teilstück ist er hier wieder vorhanden.



Vom Wehrgang kann man einen Blick auf den Pfortenturm durch eine Schießscharte erhaschen.



Mühlhausen hatte ja Probleme mit den einstürzenden Mauerteilen. Hier helfen Bäume aus der Klemme.



Beim Engelsgarten.



Ein Stadtmauerturm.



Außerdem gehört ein Brunnen zur Verteidigungsfähigkeit. Ohne Wasser läuft eben nix!



Dieses Tor steht im Inneren der Stadt.



Der Hinterhof des alten Rathauses.



Die Straßenseite des Rathauses.

             

Ein Regenspeier für den Wasserablauf der Dachrinne.                                    Soll dieses Bildnis einen Roland darstellen?



Das Museum am Lindenbühl ist in die Stadtmauer eingelassen und war bis 1870 ein Gymnasium.
In der DDR wurde es als kulturhistorisches Museum umgewidmet.



Das Tilesiushaus am Untermarkt entstand 1729 im Rokoko-Stil.



Die Holzstraße zeigt den Charme von Mühlhausen.



Gegenüber liegt der Zellsche Hof, der 1660 fertiggestellt wurde. Er wurde Vorbild für viele Bürgerhäuser in Mühlhausen.



Am Obermarkt steht heute das neue Rathaus.



Im 18. Jahrhundert war der Zellsche Hof Posthof von Thurn und Taxis.
Später übernahm dann dieses Gebäude die Post.



Am Steinweg.




Die alte Synagoge überstand die Pogromnacht, weil sie in den Besitz des Reiches überging.
1998 wurde sie wieder neu geweiht.



Die Holzstraße.



Am Untermarkt.

Bekannte Personen aus Mühlhausen:
Johann Sebastian Bach: Er war 1707–08 Organist an der Divi Blasii-Kirche, woran sein Denkmal davor erinnert.
Bei der Planung der Orgel wirkte Albert Schweitzer mit. "Als Grundlage diente dabei eine von Johann Sebastian Bach speziell für diese Kirche entworfene Disposition."


Thomas Müntzer
: 1489 in Stolberg geboren, war zunächst ein Mitstreiter von Martin Luther.
"Um 1513 wurde Müntzer in der Diözese Halberstadt zum Priester geweiht und war zunächst in Braunschweig an der Michaeliskirche tätig. Da dieses Amt seinen Lebensunterhalt nicht deckte, nahm er 1515/16 das Amt eines Präfekten im Kanonissenstift Frose bei Aschersleben an. Dort errichtete er eine kleine Privatschule, in der begüterte Bürgersöhne unterrichtet wurden.
"Wegen Müntzers radikaler sozialrevolutionärer Bestrebungen und seiner spiritualistischen Theologie, die sich in vielen kämpferischen Texten und Predigten niederschlugen, distanzierte sich Luther zu Beginn des Bauernkrieges von ihm.
Im Gegensatz zu Luther stand Müntzer für die gewaltsame Befreiung der Bauern und kämpfte auch selber mit. Er betätigte sich in Mühlhausen, wo er Pfarrer in der Marienkirche war, als Agitator und Förderer der Aufstände. Dort versuchte er, seine Vorstellungen einer gerechten Gesellschaftsordnung umzusetzen: Privilegien wurden aufgehoben, Klöster aufgelöst, Räume für Obdachlose geschaffen, eine Armenspeisung eingerichtet. Schließlich scheiterten seine Bestrebungen, als Bauernführer verschiedene
Thüringer Freibauern zu vereinigen, an der Strategie des Adels. Nach der Schlacht bei Frankenhausen wurde er am 15. Mai 1525 gefangen genommen. Er wurde gefoltert und am 27. Mai 1525 öffentlich in Mühlhausen enthauptet. sein Leib aufgespießt und sein Kopf auf einen Pfahl gesteckt".
Das geht aber auch nicht, dass jemand die christliche Leere von der Nächstenliebe einfach so ernst nimmt.

Klar, dass so ein Kämpfer in der DDR hoch angesehen war.

 

Er wurde auf dem 5 Mark-Schein und mit Gedenkstätten geehrt.
Noch 1989 erschien eine Briefmarke zu seinem 500. Geburtstag und schon früher einige weitere Marken.

So begrüßt Thomas Müntzer auch den Besucher Mühlhausens am Frauentor!



     
Heinrich Pfeiffer:  "Im August 1524 floh Müntzer schließlich vor der Obrigkeit von Allstedt nach Mühlhausen, wo er zusammen mit dem ehemaligen Zisterziensermönch Heinrich Pfeiffer wirkte. Im September formulierte Pfeiffer mit Müntzer die Elf Artikel. Sie forderten die Einsetzung eines „ewigen“ Rates und eine christliche Ordnung. Dem Mühlhausener Rat gelang es jedoch, Pfeiffer und Müntzer auszuweisen. Pfeiffer ging nach Nürnberg, wo er die Schriften „wie die auffrur zu Mulhausen sich erhebt hab“ und „von aufhebung des gesetz“ drucken lassen wollte. Die Schriften sind nicht erhalten geblieben. Die Manuskripte wurden vom Nürnberger Rat dem Prediger Andreas Osiander vorgelegt und nach seinem Gutachten nicht gedruckt. Am 29. Oktober wurde Pfeiffer vom Nürnberger Rat ausgewiesen. Es folgte ein kurzer Aufenthalt in Erlangen. Pfeiffer kehrte am 13. Dezember 1524 nach Mühlhausen zurück und arbeitete nach Müntzers Rückkehr nach Mühlhausen Mitte Februar 1525 an dessen Seite. Neben Müntzer wurde Pfeiffer zum Führer des Aufstands in Mühlhausen und Umgebung. Am 26. April wurde unter Leitung Pfeiffers die erste militärische Aktion außerhalb Mühlhausens nach Salza (Bad Langensalza) durchgeführt. Müntzer blieb in Mühlhausen. Nach dem Sieg der Fürsten in der Schlacht bei Frankenhausen verließ Pfeiffer am 26. Mai 1525 mit etwa 300 Aufständischen Mühlhausen. Er wurde jedoch am selben Tag in der Nähe von Eisenach mit etwa 50 Männern gefangen genommen. Zusammen mit Müntzer wurde er im Feldlager zwischen Mühlhausen und Görmar hingerichtet."

Sein Denkmal steht vor der Allerheiligen-Kirche.
 

Nicht zu vergessen: "John Augustus Roebling (ursprünglich Johann August Röbling; * 12. Juni 1806 in Mühlhausen; † 22. Juli 1869 in
New York, N.Y.) war ein deutsch-amerikanischer Ingenieur und Brückenbauer. "Die gotischen Bogenfenster der Divi-Blasii-Kirche sollen dem 
Architekten Johann August Röbling (in USA: John Augustus Roebling) bei der Gestaltung der Türme der Brooklyn Bridge als Vorbild gedient haben."

"Rainer (auch Reiner) Basedow (* 20. Mai 1938 in Mühlhausen; † 15. Mai 2022 in Salzburg) war ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher
und Kabarettist. Ab 1963 trat Basedow in über 160 Film- und Fernsehproduktionen vor die Kamera.
Der Durchbruch gelang ihm durch seine Rolle als Polizist in May Spils’ Filmkomödie Zur Sache, Schätzchen an der Seite von Uschi Glas.
Einem breiten Fernsehpublikum wurde er ab 1997 als Kalle Schneidewind in der ZDF-Krimiserie Küstenwache bekannt.
Als Synchronsprecher bleibt er vor allem durch die Stimme des Warzenschweins Pumbaa in Der König der Löwen im Gedächtnis."




Durch die Stadt Mühlhausen verlaufen zahlreiche Kanäle.



Diese Mühlgräben gaben der Stadt wohl ihren Namen.



So sollen diese Gräben und die zugehörigen Mühlen früher über Mühlhausen verteilt gewesen sein Quelle



Zahlreiche Mühlen, wie die ehemalige Antoniusmühle von 1323 benötigten als Senf- und Getreidemühle Wasser als Antrieb.
Heute dient sie als Gasthaus.



Auch am Entenbühl standen einige Mühlen. Heute erinnert nur noch der Brunnen daran.



Ja, was ist das denn? Heute ist ja jeder auf der Suche nach seiner Mitte.
Die Bundesrepublik ist leider kein geometrischer Körper wie ein Kreis oder Quadrat. Da gibt es natürlich viele Wege, die mathematische Mitte
zu bestimmen. Welche Berechnungen so angestellt wurden, zeigt Wikipedia auf.
Für mich ist dieser Ansatz logisch: Man vermesse den nördlichsten/südlichsten bzw. den westlichsten/östlichsten Punkt
und ermittle den Mittelwert der Gradangabe:
Nördlichster Punkt der Seegrenze (Hoheitsgebiet): 55° 5′ 4,6″ N,
Süden: „Grenzstein 147“ am Haldenwanger Eck in der Gemeinde Oberstdorf, Bayern: 47° 16′ 18″ N,
Westen: Am Haus Groevenkamp in Isenbruch, Gemeinde Selfkant, Nordrhein-Westfalen: 5° 52′ 1″ O
Osten: In der Gemeinde Neißeaue, Landkreis Görlitz, Sachsen, zwischen den Ortsteilen Deschka und Zentendorf macht die Lausitzer Neiße einen
Bogen, an dem sich die östlichste Stelle Deutschlands befindet: 15° 2′ 30,9″ O
Das ergibt einen Punkt etwa 500 Meter nördlich von Niederdorla in Thüringen 51° 10′ N, 10° 27′ E
(Angaben nach Wikipedia). Zufälligerweise steht genau da dieser Stein.



Auf der anderen Straßenseite liegt dieses abgetorfte Moor, von dem nur noch dieser See zeugt.
Beim Torfabbau fand man zahlreiche Gegenstände von Steinzeitlern, die man sich als Opfergabe erklärte.

 

Das scheint der ungekrönte König des Teiches zu sein.

 
Wie es sich für einen König gehört, kann er sich auch aufrecht zeigen. Gans erhaben!


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